Mag. Hans Sailer/Initiator 3D- Printing Forum/M2M Forum

Du bist der Initiator von 2 Foren, die sich mit zukünftigen Technologien auseinandersetzen – 3D Printing und dem Internet of Things (M2M).
Welche Anwendungsmöglichkeiten gibt es bei 3D – Printing?

Mag. Hans Sailer: 3D Printing gewinnt immer mehr an Bedeutung in der Produktion, bei der Fertigung von individuell hergestellten Produkten, Prototypen und dem Rapid Tooling, dem schnellen Werkzeugbau. In Bereichen wie z.B. der Zahnmedizin, bei Hörgeräten oder bei Prothesen, ist die Technologie bereits wettbewerbsfähig. Aber das Thema ist vor allem volkswirtschaftlich sehr interessant. So stellt beim Forum Dr. Helmenstein, der Chefökonom der Industriellenvereinigung erste Studienergebnisse zum Thema „3D Druck – Bedeutung, Wirkung und Potentiale“ vor und es geht dabei um Fragen, wie: Kommt die Industrie wieder zurück nach Österreich?

Durch 3D Printing können Produktionsstätten nach Europa zurückverlagert werden und die Billigproduktion z.B. in Asien wieder ablösen. Das bedeutet gleichzeitig eine Entlastung für die Umwelt, da der Warenwirtschaftsverkehr keine großen Distanzen mehr zu überwinden hat. Zusätzlich werden weniger Lager benötigt, just-in-time gewinnt dadurch eine neue Qualität.

Welche Veränderungen werden in den nächsten 10 Jahren durch 3D Printing auf uns zu kommen?

Mag. Hans Sailer: Im 3D Printing Bereich stehen wir erst am Anfang, hier wird sich in den nächsten 10 Jahren noch sehr viel verändern. Die Spielereien für zuhause wie z.B. Lego-Steine drucken oder allerlei Alltagskleinigkeiten sind nur ein kleiner Anwendungsbereich.
Im Prototyping hat sich die Technologie schon durchgesetzt. In den nächsten Jahren wird sich die Massentauglichkeit einstellen. Mittlerweile werden z.B. Turnschuhe, die aus mehreren unterschiedlichen Materialien bestehen, in einem Stück ausgedruckt.

Das heißt, wir haben die neue Technologie, aber um sie einsetzen zu können brauchen wir auch neue ‘druckbare’ Materialien?

Mag. Hans Sailer: Es ist momentan tatsächlich eine Materialschlacht zugange. Täglich werden neue Materialien ausprobiert, die man drucken kann. Metalle, wie Gold und Silber, Kunststoffe in allen Varianten und Keramik sind nur ein paar Beispiele dafür, auch hier sind wir noch lange nicht am Ende der Anwendungsmöglichkeiten angekommen.

Was wird sich durch das Internet der Dinge (M2M) mittelfristig verändern?

Mag. Hans Sailer: In vielen M2M Anwendungsbereichen ist die Durchdringung bereits so weit fortgeschritten, dass sie uns gar nicht mehr auffallen, wie z.B. das Navi – eine klassische M2M Anwendung.
Aber es gibt weitreichende Neuerungen und es werden ständig neue Anwendungsgebiete entwickelt. Im medizinischen Bereich z.B. werden Chips in den Körper gepflanzt, die von der körpereigenen Energie betrieben werden. Im Veterinärbereich gibt es Anwendungen, wie das Versenden einer SMS 2 Stunden vor der Geburt des Kalbes mittels eines Chips, der einer Kuh implantiert wurde.
Ein weiterer großer Themenbereich sind Ambient Assisted Living Technologien, die in Wohnungen zukünftig einen wichtigen Beitrag zu altersgerechten Assistenzsystemen und Gesundheit leisten. Mit Hilfe von selbstlernenden Algorithmen und Modellen zur Verhaltensmustererkennung wird der Wohnkomfort, die Sicherheit und Autonomie älterer Menschen im gewohnten Umfeld ermöglicht.
Smart City ist ebenfalls ein Themenblock, der die Einführung von Informations- und Kommunikationstechnologien in die Abläufe von Städten und ihrer gebauten Struktur umfasst.
Mobile Payment, Wearables und Industrie 4.0 sind weitere große Bereiche die das Internet der Dinge bringt.

Die Themengebiete sind so vielfältig, dass wir in den nächsten 10 Jahren in jedem Lebensbereich Änderungen und Verbesserungen vorfinden werden. Alles was Sinn macht wird in Zukunft vernetzt sein.

Gibt es Berufsbilder, die sich neu entwickeln werden?

Mag. Hans Sailer: Im „Digital Innovation“ Bereich sicherlich durch das Aufeinandertreffen unterschiedlicher Wissenschaftsbereiche: IKT und Medizin, Architektur, Industrie, Mobilität, Big Data, …

Ein Beruf, der bisher noch unterrepräsentiert ist, dessen Wichtigkeit sich aber immer stärker abzeichnet, ist der Community Manager. Eine Person, die die Bedürfnisse, das Feedback und die Inputs der verschiedenen externen Communities wie z.B. Xing, Facebook oder LinkedIN auswertet und in beide Richtungen managed. Auf der einen Seite natürlich Unternehmensinteressen kommuniziert, aber auch die richtigen Communities motiviert (z.B. durch Designwettbewerbe) sich mit den Produkten zu beschäftigen, Verbesserungsvorschläge zu machen. Auf diese Art kann Open Innovation in das Unternehmen einfließen. Diese Inputs müssen zusätzlich auch unternehmensintern ausgewertet, kommuniziert und angewendet werden. Aus diesen inspirierenden Informationen entstehen dann neue Produkte.

Hast Du eine Vision?

Mag. Hans Sailer: Was treibt mich an, dass ich solche Foren mache?
Wir befinden uns in mitten wirklich spannender, technologischer Errungenschaften, die unsere Gesellschaft und unser Arbeitsleben stark beeinflussen und verändern. Ich möchte aufzeigen, wie diese Technologien bereits in verschiedenen Branchen genutzt werden. Dies soll zu Analogieschlüssen für die eigene Branche genutzt werden. Vor Ort hat man dann auch noch die Möglichkeit Experten direkt zu befragen. So ergeben sich Synergien und neue Anwendungsmöglichkeiten, die Kosten und Zeit sparen und die Qualität und Effizienz verbessern.

www.3d-printing-forum.at
www.m2m-forum.at