Werner Weihs-Sedivy/CEO Twingz
Was ist twingz?
Werner Weihs-Sedivy: twingz ist ein acronym für “the twitter for thingz” also eine Web Of Things Plattform auf der Menschen und Dinge miteinander kommunizieren können. Unsere hauseigenen Technologienmachen die Kommunikation und Interaktion in natürlicher Sprache möglich. Wir haben auf Basis von Kundenumfragen und Marktanalysen den Bereich Energiemanagement und Energieoptimierung für Haushalte und Unternehmen als vollständiges PaaS (Product as a Service) entwickelt.
Die Produktion unseres jüngsten Produkts, eButler, konnten wir gerade erfolgreich via crowdfunding finanzieren.
Was kann man sich unter dem ‘eButler’ vorstellen?
Werner Weihs-Sedivy: Mit dem eButler optimieren wir den Energieverbrauch in Haushalten oder Unternehmen durch intelligente Steuerung von verschiedenen, bisher voneinander unabhängigen Geräten.
Die zentrale Anbindung dieser Geräte an die twingz Smart Energy-Plattform erlaubt es das Haus als Gesamtsystem zu betrachten, und auf Basis von z.B. Wetterdaten Prognosen für die zu erwartende Energieproduktion aus einer Photovoltaik- oder Solarthermieanlage zu errechnen. Eine einfache Logik erarbeitet sodann Vorschläge zur optimierten Regelung von einzelnen elektrischen Verbrauchern (z.B. Warmwasseraufbereitung). Damit werden diese Geräte erst dann eingeschaltet oder entsprechend gesteuert, wenn genügend Energie aus Eigenproduktion vorliegt.
Diese Steuerung führt dazu, dass Verbrauchsspitzen am Morgen und Abend signifikant reduziert werden. So können die Energiekosten um bis zu 40% reduziert werden. Diese Reduktion erreichen wir durch die Optimierung der Einschaltzeitpunkte und durch die zentrale Steuerung von Geräten, die in Abhängigkeit voneinander stehen.
Was sind die grössten Veränderungen, die Produkte wie Twingz mittelfristig hervorrufen werden?
Werner Weihs-Sedivy: Das Internet der Dinge, oder wie Cisco es gerne bezeichnet, das „Internet of Everything“ – das IoE, bringt eine völlig neue und selbstverständliche Vernetzung von Dingen untereinander und eine einfache Verfügbarkeit der resultierenden Funktionen für die Menschen mit sich. Die Technologie tritt in den Hintergrund, der Nutzen und die Verwendbarkeit treten in den Vordergrund.
In vielen Bereichen sind die Technologien aber noch nicht klar auf diesem Weg der Vereinfachung und stellen immer noch gerne die (bewältigte) Kompliziertheit dem Anwender dar. Hier wird die User Experience und die eigentlich fokussierte und gewünschte Funktion (z.b. das Fahren mit einem E-Car) möglichst direkt und als positives Erlebnis inszeniert.
Die Herausforderungen für Suchmaschinen ändern sich durch IoT / IoE Technologien wesentlich – twingz stellt dafür Metadaten über Dinge bereit die mit „live“ Informationen aus der Nutzung angereichert werden. Es wird erst für Power User und dann für die Masse selbstverständlich werden, nicht mehr „Typenschilder und Produktnamen“ in Suchmasken oder Foren einzutragen, sondern die vernetzten Dinge und Gerätelösungen zu finden und sich vorschlagen zu lassen.
Welche Chancen ergeben sich in der technologiedurchdrungenen Welt?
Werner Weihs-Sedivy: Wir von twingz sehen die Zeit gekommen, mit einem neuartigen Ansatz „den für Konsumenten wichtigen Dingen mehr Wert zu geben“ und zu helfen, dass „consumer“ sich zu bewussteren Konsumenten also „prosumern“ entwickeln können. Das Leben ist harte Arbeit. Twingz nimmt es einem – beginnend mit der Energietechnik im Haushalt – ab, notwendige und äußerst hilfreiche, Optimierungsschritte selbst durchzuführen, hilft so obendrein Geld und Nerven zu sparen – und schützt aktiv die Umwelt. Twingz erinnert nicht daran Milch einzukaufen, bildlich gesprochen erkennt twingz den Bedarf an Milch und kümmert sich um die optimierte Verfügbarkeit der Milch zu dem Zeitpunkt, wo Milch benötigt wird. Diese Logik bringt twingz als Plattform in beliebige Bereiche des Web Of Things.
Welches sind die grössten Herausforderungen?
- Einfachheit aus der Perspektive des nutzenden Menschen und Anwendbarkeit / Verwendbarkeit für unterschiedliche Altersgruppen
- Eine gut funktionierende Connectivity die an ihre Bandbreite und Energiemanagement Umgebung angepasst ist. Klingt banal und ist es angesichts stark unterschiedlicher und energiefressender Mobilfunktechnologien und einer Vielzahl an Lokalfunk-Standards absolut nicht.
Welche neuen Berufsgruppen werden aus Deiner/twingz Sicht entstehen?
Werner Weihs-Sedivy: Es entstehen einige neue Berufsgruppen die mit dieser „connected“ world aus verschiedener Sicht umgehen können. Beispielsweise enwickeln sich in dieser länger andauernden Vernetzungsphase völlig neue Berufsbilder in den Bereichen Energietechnik, Installationsbetriebe, Automatisierungstechnologien und jeweils deren Anwendungen. Das hat bereits mit „PC Kenntnissen“ begonnen, sich mit grundlegendem Verständnis für Netzverfügbarkeit von Provider und WLAN Netzen in der Anwendung von Mobiltelefonen fortgesetzt hat und entwickelt sich schnell und flächig weiter.
Auch neue Berufsbilder basierend auf traditionellen (zum Teil handwerklichen) Berufen entstehen – so zum Beispiel Elektriker die PV Anlagen installieren und Energieflüsse steuernde Technologien verstehen und Speichersysteme konzipieren können. Dazu kommen dann komplexe Haussteuerungs- und Sicherheitssysteme. Ebenso wie Installateure, die bei Anbindung von Heizungssystemen an erneuerbare Energiequellen wie Solarthermie Systeme oder Anbindung der Heizungssteuerung an ein Smart Home System vor völlig neuen Herausforderungen stehen.
Ein weiterer Bereich sind Menschen, die sich mit den immer kleiner miniaturisierten Komponenten und der Vernetzung von Alltagsgegenständen beschäftigen. Neben den „expliziten Geräten“ wie z.b. Fitness-trackern, entstehen überall dort wo Menschen mit Dingen interagieren, Schnittstellen und Interaktionspunkte die gestaltet und technisch durchdacht, geplant, gebaut und getestet werden wollen. Die Anwendungsfälle dieses Teilbereiches des sogenannten „pervasive computing“ (also der verteilten, überall befindlichen Rechenleistung und Datenverarbeitung) sind zur Zeit noch völlig unabsehbar. Die wesentliche Wachstumsphase des Internet of Things hat 2014 schon voll eingesetzt, ein Ende ist vorerst nicht absehbar.
Hast Du eine Vision?
Werner Weihs-Sedivy:Ich sehe eine Zeit von „mitdenkenden“ und „hilfsbereiten“ Dingen anbrechen, der Kontext der Nutzung von Dingen und Geräten kann mit Informationen aus dem Lebensweg des Menschen verbunden werden und vorausschauenden Nutzen stiften. Das ist mit “Vorausschauendem Computing” – „Anticipatory Computing“ möglich. Wenn die Technologie unsere Bedürfnisse und Handlungen erwartet und entsprechend agiert, wird einerseits der Zenith der Faulheit erreicht – andererseits werden Menschen von der Tyrannei der Dinge befreit. Wir bekommen Einfachheit und Freiräume für wesentliche Lebensinhalte statt Beherrschung von Alltagstechnologie zurück. Wir sind direkt an der Schwelle von “Vorausschauendem Computing” in großem Stil. Google Now z.B. prognostiziert und informiert mich und kennt meine Ziele auf Basis des Datenverkehrs und meiner Geoposition; mit Hilfe von Sensoren und Verhaltensprofilen helfe ich mit, Stück für Stück vorausschauende Kräfte zu entfalten. Das Produkt “Nest” regelt Heizungen intelligent. Lockitron sichert Häuser. Produkte wie diese verbinden Hardware-Sensoren und Software nahtlos und liefern damit eine Art „Magie“ – eine Nutzungserfahrung auf völlig neuer Ebene. twingz bietet solche Nutzungserfahrungen für unterschiedliche Dinge und beginnt mit der Optimierung von thermischem und elektrischem Energieverbrauch für Konsumenten.