Mag. pharm. Alexander Ehrmann/Konzessionär/Geschäftsführer/
Saint Charles Apotheke

TF: Du bist in der sechsten Generation Apotheker – Was hat sich verändert?

Es haben sich vor allem die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen stark verändert. Noch Mitte der 80er Jahre war man als Apotheker in Österreich aufgrund des Gebietsschutz im goldenen Zeitalterfast (eine Medikamentenabgabestelle). Meine Eltern waren anfänglich Apotheker in Seekirchen und später in Hallein. Hier gab es weit und breit keine andere Apotheke, d.h. die Leute mussten zu ihnen kommen. Einem Apotheker war es zusätzlich aufgrund der restriktiven Gesetzgebung der Standesvertretung verboten etwas anzupreisen, was in einer anderen Apotheke nicht erhältlich war.

Heutzutage sind Apotheken auch Dienstleister, d.h. wir können Dinge anbieten, die über das gewohnte Maß hinausgehen. Mittlerweile ist die Spanne auf jedes Rezept im Schnitt nur mehr 19%. Damit ist es kaum möglich die Grundkosten zu decken, daher müssen die Apotheken darauf bedacht sein, den privaten Umsatz zu erhöhen. D.h. sie haben einerseits die Möglichkeit mehr Aspirin oder Supradyn zu verkaufen oder zusätzlich Alternativen anzubieten. Z.B. Homöopathie, TCM (traditionelle chinesische Medizin) oder auch traditionelle europäische Medizin (nach Paracelsus) – wie wir das z.B. tun.

TF: Gibt es etwas an diesem Beruf, das sich bei Deinem Großvater, Deinem Vater und bei Dir nicht verändert hat?

Als Apotheker kommt man den Menschen unglaublich nahe, das hat sich nicht verändert. Die Leute kommen zu dir in die Apotheke und schildern dir im Detail ihre Schmerzen. Hier gibt es eine große Vertrauensbasis. Die Menschen wollen ihr Leid ausschütten und beraten werden um wieder gesund zu werden, das war schon immer so.

TF: Du hast das Apotheker Dasein ausgebaut und einen ganzheitlichen Ansatz gewählt – sind Eigenproduktion und Besinnung auf Tradition der neue Weg?

Ich war schon immer von der traditionellen europäischen Medizin fasziniert. Es ist ein wenig in Vergessenheit geraten, dass du aus den Kräutern, die du vor deiner Nase findest, Arzneimittel herstellen kannst. Und ein und dieselbe Pflanze kann man auch zu Kosmetik verarbeiten. Und sehr oft kannst du diese Pflanze auch essen. Darum haben wir neben der Saint Charles Apotheke, die Saint Charles Cosmothecary, ein Geschäft für Naturkosmetik.

Zusätzlich gibt es die Saint Charles Alimentary, ein kleines Wirtshaus. Von dem was hier auf den Teller kommt, wissen wir wo es herkommt. Es ist fast alles selbst gemacht, nichts wird im Supermarkt eingekauft.

In der Saint Charles Complimentary arbeiten wir mit Therapeuten zusammen, die Kurse wie Shiatsu, Japanese Fusion Therapy, Cranio Sacral Flow und auch Tuina Massagen und Yoga anbieten.

Ich denke, dass der Beruf des Apothekers viele Möglichkeiten bietet. Die klassische Ausübung ist der Umgang mit Menschen und Arzneimitteln. Aber darüber hinaus, kann ich als Apotheker genauso gut, weil ich mich auskenne und weil ich die Leidenschaft dafür habe, Naturkosmetik verkaufen oder ein Wirtshaus betreiben.

TF: Sind Drogeriemärkte mittlerweile eine Konkurrenz zu Apotheken?

Ich denke nicht, dass wir von Drogeriemärkten etwas zu befürchten haben. Die Leute haben großes Vertrauen in den Apotheker und die umfassende Beratung. Hier finden sie das Wissen über Nebenwirkungen und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten. Als Apotheker hat man aufgrund des Studiums eine umfangreiche Ausbildung. Für uns sind permanente Weiterbildung, aber auch der psychologische Umgang mit Menschen und ihren Schmerzen, zentrale Themen. Über ein solches Fachwissen kann ein Kassierer im Drogeriemarkt nicht verfügen.

TF: Habt Ihr große Konkurrenz durch den Internethandel?

Noch nicht. Laut §59 AMG ist der Versand von Arzneimitteln in Österreich verboten.
Du kannst – und das ist auch legal – im Ausland eine Apotheke kaufen, österreichische Ware dort hin bringen, diese im Internet bewerben und zurück nach Österreich versenden. Die Ware darf auch günstiger angeboten werden. Den österreichischen Endverbrauchern ist es erlaubt in ausländischen Apotheken Medikamente online zu bestellen. Diese Medikamente müssen aber in Österreich hergestellt worden sein.
Eine absurde Situation und eine sogenannte ‚Inländer Diskriminierung‘ (ja, sowas gibt es!).
Hier steht allerdings Mitte 2015 eine Gesetzesnovelle vor der Türe.

TF: Hast du eine Vision?

Einen großen Teil der Zeit bin ich der Apotheker, der vorne an der Tara steht und Medikamente verkauft. Aber ich bin schon als Kind in den Keller gegangen und habe Tonika umgerührt, weil das im Grunde immer das war, was ein Apotheker gemacht hat. Er hat Dinge hergestellt. Auch heute bin ich in der alltäglichen Arbeit immer dabei neue Produkte zu kreieren und weiterzuentwickeln. Naturkosmetik ist mein spezielles Thema, weil die Haut Natur als etwas ihr identes erkennt und besser aufnimmt. Für die Haut stellt es oft ein Problem dar, wenn man ihr Synthetik zuführt. Deshalb ist es mir wichtig Naturkosmetik auf höchstem Level herzustellen.

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