Herbert Rohrmair Lewis / Geschäftsführer Lobster,
Initiator der Wasserspende
TF: Wie hat sich aus Deiner Sicht, bezugnehmend auf Deinen persönlichen beruflichen Werdegang, die Arbeitswelt verändert?
Die Strukturen haben sich in den letzten 20 Jahren grundlegend verändert. Sie sind kleiner und vernetzter geworden – gerade in der Kreativwirtschaft. Man hat nicht mehr einen Job bis zur Pension und als Unternehmer nicht mehr nur eine Firma. Planungen Budgetierung haben sich geändert. Benchmarking und +5% zum Jahr davor eignen sich nur mehr bedingt.
Persönlich ist Arbeit im 21 Jahrhundert überall. Das gibt in Wahrheit und mit ein bisschen Disziplin wesentlich mehr Freiheit. Man muss sich in dieser Arbeitswelt seine Freiheiten schaffen und damit bewusst umgehen. So bleibt bei mir seit gut einem Jahr am Wochenende das Telefon bewusst in der Küche liegen und abgehoben oder zurück gerufen werden nur mehr die ganz – vermeintlich – dringenden Telefonate. Dafür nütze ich die Zeit im Auto 100% für Telefonate – geschäftlich oder privat. Die kreativsten Phasen habe ich, wenn gar nichts zu tun ist. Ich denke, dass das auch sehr wichtig in unserer Zeit ist – nichts tun. So hatte ich eine – später umgesetzte – Produktidee im Krankenhaus. Die Zweite an einem verregneten Samstag Vormittag mit meinem Sohn auf der Couch.
TF: Was sind Deiner Meinung nach die grössten Veränderungen, die in den nächsten 10 Jahren auf uns zukommen und wie können sich diese Veränderungen auf unser Privatleben auswirken oder haben sich schon ausgewirkt?
Für uns als Unternehmer gibt es gewaltige Chancen. Herr Staud hat gesagt, er hat sich mit seiner Marmeladen-Herstellung mit ein paar tausend Schilling und einer Lagerfläche seines Vaters selbstständig gemacht. Heute würde er dafür Millionen in die Hand nehmen müssen. Das ist sicher schwieriger als früher. Aber gegenüber “früher” haben wir heute einen hunderte Millionen Markt vor der Türe. Das macht es um einiges spannender.
Auf der anderen Seite stehen wir als Unternehmer vor gewaltigen Risiken. Europa hat Problem und Österreich verliert in allen Dimensionen – politisch, gesellschaftlich, wirtschaftlich – an Anschluss und Bedeutung. Wenn wir hier keinen Zusammenhalt und Lösungen entwickeln, wird dies schlimme Folgen auf uns und unser Privatleben haben. Ich denke, dass gerade wir Unternehmer hier eine führende Rolle einnehmen sollten, da wir das Netzwerk und den finanziellen Backround hierfür haben.
TF: Welche Chancen ergeben sich in der veränderten Arbeitswelt oder wird sie gar nicht so verändert sein?
Die Chance ist die Vernetzung. Ich kann für innovative Produkte oder Ideen mit absoluten Spezialisten auf der ganzen Welt zusammen arbeiten. Was wir brauchen, sind aber verbesserte Bedingungen für solche Chancen. Die momentane Lage in Österreich ist ein Chancen und Innovationstot. Daher sind auch Projekte wie Taskfarm absolut unterstützenswürdig bzw. denke ich mir als potentieller Auftraggeber bzw. Ambassador: “Toll, eine neue Chance. Lass uns das unterstützen und ausprobieren”.
TF: Welches sind die grössten Herausforderungen?
Die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Probleme zu lösen. Allen voran Energie-Thematik. Man kann nur hoffen, dass das Thema Wirtschaftskrise wieder von der Top-Line verschwindet und vom Thema Umweltkrise abgelöst wird. Das zweite Jahrhunderthochwasser in 10 Jahren sollten die notwendigen Argumente liefern. Ich denke hier liegt auch die größte Chance für Österreich. Als kleines Land können wir hier viel einfacher Beispielgebend sein und neue Modelle und Wirtschaftszweige entwickeln, als in einem 1 Mrd Menschen Land, mit wesentlich komplexeren Themen und Problmen.
TF: Hast Du eine Vision? Welche?
Hoffentlich unternehmerisch erfolgreich genug zu sein, um Projekte in Angriff zu nehmen zu können, die sich mit den oben genannten Problemen auseinander setzen.