Ing. Mag. Richard Palmetzhofer/
Managing Director Telekom Austria Group M2M Gmbh
TF: Mit welcher technologischen Entwicklung setzen Sie sich im Moment auseinander?
Wir beschäftigen uns mit der Kommunikation zwischen Maschinen. Das Thema gibt es schon einige Jahre, vor 10 Jahren haben wir zum ersten Mal eine Machine to Machine Vernetzung gemacht. Damals waren allerdings sowohl die Übertragungskosten als auch die Module zu teuer. In Folge der rasanten Entwicklung in den letzten Jahren gibt es dieses Problem nicht mehr. Unsere Anwendungen haben sich mittlerweile zu einem Trend entwickelt, bei dem wir erst am Anfang der Anwendungsmöglichkeiten stehen. Wir haben unterschiedliche Lösungen von der vernetzten Brieftaube bis zu vernetzten Fahrzeugen, Kaffeeautomaten werden mit dem Hersteller vernetzt, Rauchsensoren werden in Rauchfänge eingebaut. Es gibt kaum einen Bereich, dessen Anwendung durch Machine2Machine bzw. wie man auch sagt, dem Internet der Dinge, nicht erleichtert wird.
TF: Wie ist hier der technische Ablauf? Die Vernetzung erfolgt über eingebaute Chipkarten, die miteinander kommunizieren und die Informationen abliefern?
Das Prinzip ist immer gleich: Bei einer Maschine werden Daten, die schon vorhanden sind, in einer Steuerung ausgelesen und zwar mit dem Datennetz das wir zur Verfügung stellen.
Wir bringen Sensoren an Objekten an, die Sensoren geben die Messdaten über eine Plattform weiter, dann können z.B. Maschinenbauer reagieren, Steuerbefehle anstoßen und somit deutlich Kosten sparen. Ohne die Wartung vor Ort durchführen zu müssen, wissen sie immer um den aktuellen Zustand ihrer Maschine Bescheid. Das sind wertvolle Informationen für Unternehmen.
TF: Haben Sie hier ein Beispiel?
Einer unserer Kunden ist z.B. Kaffemaschinenhersteller. Er möchte wissen: Wie gut ist meine Top-Kaffeemaschine? Hat sie noch Druck? Heizt sie noch richtig? Ist noch genügend Wasser enthalten? Wieviele Kapseln werden verbraucht? So wird ein Eco-System aufgebaut, das dem Hersteller Informationen über mögliche Defekte und auch z.B. über die Nachbestellung der Kapseln liefert.
TF: Welche Veränderungen können wir im Machine2Machine Bereich in den nächsten 10 Jahren erwarten?
Ich glaube, dass es einen starken Trend in der Industrie geben wird. Die Integration der Sensoren im Maschinenbau hat zum einen bereits genannte Wartungsvorteile, liefert aber auch für z.B. Garantieansprüche Informationen über die richtige Verwendung der Maschinen.
Ein weiterer Trend ist im Bereich Wearables absehbar – Messbarkeit von Körperaktivitäten z.B. im Sport über Sensoren, die in der Kleidung angebracht sind.
Es gibt auch schon Visionen Machine2Machine Chips im Körper zu implantieren um z.B. Krebs Zellen ausfindig zu machen oder die Präventivmedizin unterstützen.
TF: Stellt sich hierzu nicht auch eine ethische Frage?
Ja, bestimmt. Das ist für mich immer der springende Punkt: wenn der Mensch selbst sich dafür entscheidet und sich dadurch sicherer fühlt, dann ist das ein gangbarer Weg. Aber diese Entscheidung muss jeder für sich selbst treffen.
TF: Aber grundsätzlich werden wir in Zukunft auch Chips im Körper implementieren können?
Ich glaube, dass die Entwicklung in diese Richtung gehen kann. Wenn man bedenkt, dass dadurch Leiden gelindert oder sogar verhindert werden können, dann ist es schon ein sehr spannendes Thema. Der springende Punkt für mich ist: Werden diese Daten wirklich verwendet um Menschen zu helfen? Und wollen sie das? Unser Zugang ist es das Leben der Menschen zu erleichtern und bereichern. Daher denke ich, dass M2M Anwendungen im Gesundheitsbereich und auch im Ambient Living Bereich grosse Zukunft haben. Aber es ist auch abzusehen, dass sich noch viele weitere Anwendungsbereiche entwickeln, an die wir bisher noch gar nicht gedacht haben, wie vernetzte Müllcontainer oder Sensoren in Wassernetzwerken, die Bakterien messen, usw…
TF: Was ist Ihre Vision?
Und unsere Vision ist aus dieser Idee als erstes ein gutes, mittelständiges Unternehmen zu machen. Wir haben innerhalb von kürzester Zeit schon 22 Jobs im Unternehmen geschaffen, das ist aber nur der innere Kreis. Wenn man die Dienstleistungen dazuzählt, die wir von A1 (unserer grossen Schwester) beziehen, dann arbeiten 150 bis 200 Personen alleine in Österreich an diesem Thema. Sollte sich die Entwicklung noch verstärken, das ist derzeit sehr wohl im Bereich des möglichen, dann werden wir bis 2020 noch ein viel grösseres internationales Unternehmen werden.