Univ.-Prof. Mag. Dr. Markus Hengstschläger,
Leiter des Instituts für Medizinische Genetik
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Der Mensch ist nicht nur auf seine Gene reduzierbar sagt Univ.-Prof. Mag. Dr. Markus Hengstschläger, Leiter des Instituts für Medizinische Genetik. Gene sind die Grundausstattung. Wie Talente entdeckt und gefördert werden bestimmt letztendlich wie viel wir aus unseren Grundvoraussetzungen machen oder machen können. Denn, das Bildungssystem fördert den Durchschnitt und keine Begabungen, kritisiert er. Um aber zu großen Lösungen und Erfolgen zu kommen bedarf es Teamarbeit und den gezielten Einsatz von inter- und intrapersonellen Skills.

Sie sind preisgekrönter Genetiker, dennoch hat eines Ihrer wichtigsten Themen, die Abwendung vom Durchschnitt, und die Erkenntnis und Anwendung der eigenen Talente, gar nichts mit Genetik zu tun. Wie verbinden Sie die beiden Themen?

Prof. Markus Hengstschläger: Wie viel Talent angeboren ist und welchen Einfluss die Umwelt hat, ist eine heftig diskutierte Frage. Ich sage: der Mensch ist bei seinen Talenten auf jeden Fall nicht auf seine Gene reduzierbar. Gene sind nur Bleistift und Papier, die Geschichte schreibt jeder selbst. Ohne Übung geht nichts, aber Üben führt nicht bei jedem zum Gleichen, weil jeder eben auch genetisch individuell ist.

In Ihrem Buch ‘Die Durchschnittsfalle’ zeigen Sie auf, dass es falsch ist, Kinder an ihren Fehlern zu messen und Wert darauf zu legen, dass sie sich in Gegenständen mit schlechteren Noten verbessern, anstatt zu versuchen sie in ihren Talenten zu fördern.
Ich finde Sie haben recht, meine Frage ist: Wo sollte die Grenze gezogen werden? Ab wann würde dann Information vernachlässigt, die oft notwendig ist um Querverbindungen zu ziehen oder kreative Impulse zu geben?

Prof. Markus Hengstschläger: Ich bin ein starker Anhänger davon, dass jeder ein gutes und breites Bildungsspektrum erfährt. Meine Angst ist ja nur, dass Kinder einfach zu sehr ausschließlich mit dem Ausbessern ihrer Schwächen beschäftigt werden und ihnen dadurch einfach zu wenig Zeit und Lust bleibt ihre Stärken zu stärken und diese kreativ und innovativ einzusetzen.

Unternehmen sollen die inter- und intrapersonellen Skills der Mitarbeiter stärken um einen höheren Gehalt an Innovation und Kreativität ins Unternehmen zu bringen.
Was sind die Benefits, wie sollen diese Skills gefördert werden?

Prof. Markus Hengstschläger: Intrapersonelle Intelligenz steht bei mir dafür, dass jeder möglichst viel über sich selbst wissen sollten: wo sind meine Stärken und Schwächen, was will ich und was nicht? Interpersonelle Intelligenz steht für Teamfähigkeit, soziale Kompetenz, Empathie etc. Große Lösungen und Erfolge werden im Team erarbeitet.

Ausblick: 10 Jahre in der Zukunft – welche Änderungen, Verbesserungen wären in Ihrem Bereich möglich?

Prof. Markus Hengstschläger: In der Life Science hoffe ich, dass die ersten Patienten mit somatischer Gentherapie oder neuen Stammzelltherapien behandelt werden können. In der Bildungsfrage wünsche ich mir, dass jedes Kind, unabhängig vom Einkommen seiner Eltern, eine faire Chance hat, dass seine individuellen Talente entdeckt und gefördert werden.

Welche Jobs werden wir aus Ihrer Sicht in Zukunft benötigen, die heute noch keinen Namen haben?

Prof. Markus Hengstschläger: Wie kann ich das wissen? Ich weiß lediglich, dass junge Menschen, die ihre inter- und intrapersonellen Intelligenzen mutig einsetzen um alte Wege zu verlassen und Neue zu gehen, unsere größte Ressource für die Zukunft sind.

meduniwien.ac.at

About:
Univ. Prof. Mag. Dr. Markus Hengstschläger arbeitete er an der Yale University in den USA und wurde mit 35 Jahren zum Universitätsprofessor berufen. Heute leitet er das Institut für Medizinische Genetik an der Medizinischen Universität Wien und ist auch als Unternehmer in den Bereichen genetische Diagnostik, Forschung und Entwicklung und Innovationsberatung tätig.