Claudia Winkler, Mitgründerin goood mobile

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Einen Betrag zur Gesellschaft zu leisten ist für viele ein Anliegen. goood mobile bietet Mobilfunkkunden an 10% ihres Tarifs an ein Herzensprojekt ihrer Wahl zu spenden. Painless giving heißt das Konzept, mit dem man vor allem jungen Leuten eine einfache Möglichkeit geben möchte soziale- und Umweltinitiativen zu unterstützen. ‘Aber das ist erst der Anfang,’ sagt Claudia Winkler, ehemalige Marketingvorständin eines internationalen Telekommunikationskonzerns und Mitgründerin von goood, ‘dieser Ansatz ist auf alle Branchen anwendbar’. Durch das Beispiel von goood mobile sollen andere Unternehmen inspiriert werden, Teil einer gesellschaftlichen Veränderung zu werden und soziale und ökologisch nachhaltige Ansätze als wichtigen Aspekt in ihr Geschäftsmodell zu integrieren. Wirtschaftliche Profitabilität und Nachhaltigkeit gepaart mit der Bereitschaft zur Kollaboration im Gegensatz zum ständigen Wettbewerb ist ein zeitgemäßes, nachgefragtes Zukunftskonzept.

Im Sinne des Taskfarm Konzepts wurde Claudia Winkler von Helmut Blocher, Geschäftsführer Succus Gmbh, auf das Interview eingeladen. Sie spricht am 16./17 Oktober 2019 am Austrian Innovation Forum.

goood mobile ist ein Mobilfunkbetreiber, der soziale und ökologisch nachhaltige Ansätze in das Geschäftsmodell integriert hat. Wie sieht euer Angebot aus?

Claudia Winkler: Als nachhaltiger Mobilfunkbetreiber bieten wir in Österreich und Deutschland Tarife an, von denen jeweils 10 Prozent zu 100 % an ein Herzensprojekt nach Wahl des Kunden gespendet werden. Wir wollen mit unserem Angebot vor allem jungen Leuten ein attraktives Angebot machen die Gesellschaft zu unterstützen. ‘Painless giving’ heißt unser Konzept, die Spende wird zu 100 % an die gemeinnützige Organisation weitergegeben, die auf unserer Website ausgewählt werden kann. Wir arbeiten mit mittlerweile mehr als 250 NGO´s zusammen wie beispielsweise der Caritas, St. Anna Kinderspital, getwater.io, Helioz u. v. m. Weiters investieren wir 25 % unserer Profite in Projekte mit gesellschaftlichem Nutzen. Unseren Start hatten wir in Deutschland, dort ist der Markt einfach größer, 2017 launchten wir in Österreich.

Wenn ich jetzt zu goood wechseln möchte, wie kann ich das machen?

Claudia Winkler: Du kannst ganz einfach, wie bei jedem Mobilfunkbetreiber, den Anbieter wechseln und deine Nummer mitnehmen. Zum Umstieg findest du alle Informationen auf unserer Website, der Wechsel dauert ca. 5 Minuten. Wir freuen uns über jeden und jede die mit uns gemeinsam einen Beitrag leisten will.

Nachhaltigkeit im Mobilfunk ist der erste Schritt, euer Ziel ist Social Change hervorzurufen, wie geht ihr vor?

Claudia Winkler: goood network ist ein Impact Incubator, der soziale und ökologisch nachhaltige Geschäftsmodelle entwickelt und skaliert. Unser erstes Projekt goood mobile in Deutschland und Österreich. Wir haben damit gestartet, da wir aus dieser Branche kommen, aber das Konzept ist in allen Branchen anwendbar. Unsere Mission ist es einen positiven Beitrag für unsere Zukunft zu leisten, indem wir zeigen, dass Geschäftsmodelle die nachhaltige Wirkung in den Mittelpunk stellen auch wirtschaftlich rentabel sein können. Eine Aktivität ist in unserer Definition erst dann wirklich nachhaltig, wenn man alle drei Aspekte,- soziale, ökologische und finanzielle Nachhaltigkeit- miteinbezieht.

Mit goood mobile haben wir das geschafft und können nach mehr als zwei Jahren am deutschen Markt positive Bilanz ziehen: Unser Unternehmen finanziert sich selbst, wir erzielen soziale und ökologische Wirkung. goood mobile konnte bis dato fast 200 sozial und ökologisch nachhaltige Projekte mit einem insgesamt sechsstelligen Spendenbetrag unterstützen. Unsere Kunden und Kundinnen haben im Rahmen von weltweiten Aufforstungs- und Klimaschutzprojekten 10.000e von Baumpflanzungen finanziert, ebenso wie 1.000e Mittagstische für sozial benachteiligte Kinder in Deutschland oder Initiativen gegen Plastik im Meer unterstützt.
Aber was für uns das Schönste ist, unsere Kunden und Kundinnen lieben uns und empfehlen uns massiv weiter. Unser Netpromotor Score liegt 2,5 Mal höher als der Durchschnitt anderer Telekommunikationsunternehmen. Damit können wir anderen Unternehmen zeigen, dass es auch wirtschaftlich Sinn macht, sich für mehr Nachhaltigkeit zu engagieren, dass die Kunden das mit höherer Weiterempfehlung und damit mit höheren Umsätzen belohnen. Damit gewinnen alle, die Kunden und Kundinnen, die Unternehmen und unserer Gesellschaft.

Wir wollen einen Beitrag zu den UN Sustainable Development Goals – den Zielen für nachhaltige Entwicklung leisten. Aber das können wir nicht alleine. Große Veränderungen sind die Summe vieler kleiner Schritte und können nur gemeinsam bewältigt werden. Wir wollen mit unserem unternehmerischen Engagement dazu beitragen, dass mehr Schritte in Richtung soziale und ökologische Nachhaltigkeit gegangen werden. Wenn wir es schaffen mit unserem Tun auch große Unternehmen, die einen großen Hebel haben, zu inspirieren diesen Schritt zu gehen – haben wir eines unserer wichtigsten Ziele erreicht.

Wie wird sich euer Konzept in 10 Jahren entwickelt haben?

Claudia Winkler: Soweit kann ich das nicht vorhersagen, aber ich bin Zukunftsoptimistin und denke, dass wir weiter positive Wirkung für unsere Gesellschaft erzielen werden. Ich denke, aber auch, dass es eine grundsätzliche Veränderung der Denke gibt. Die Welt nimmt ständig an Komplexität zu, neue Formen der Zusammenarbeit und der Gestaltung der Gesellschaft werden entstehen, weil wir vieles alleine nicht mehr bewältigen können. Im Social Business geht es schon jetzt um Kollaboration, um die gemeinsame Veränderung des Systems, nicht um Konkurrenz. Dieses Denken wird künftig für alle Spieler immer wichtiger.
Wir versuchen diese Art des Denkens zu leben und auch mit größeren Unternehmen zu teilen, dazu haben wir selbst ein Beratungsnetzwerk, The Adjacent Possible Network, gegründet. Der Name basiert auf der „Adjacent Possible Theory“, einer Innovationstheorie, die sich aus der Komplexitätstheorie ableitet und sagt, dass Innovationen in diversen Netzwerken entstehen in denen es die Chance für zufällige Entdeckungen gibt die dann die nächsten Innovationen ermöglichen. Das gefällt uns und entspricht unserer eigenen Erfahrung, viele unserer Produkte und Projekte sind so entstanden. In unserem Netzwerk finden sich Wissenschaftler, Unternehmer, Berater und Tech-Startup-Experten (AI, Blockchain, IOT). Wir glauben, dass es ein unadressiertes Potenzial zwischen digitaler Transformation und Nachhaltigkeit gibt, das wir nutzen müssen. Es gibt viele Möglichkeiten, dieses Wissen zu verwenden — nicht nur für herkömmliche Gesellschaftsmodelle, sondern auch für neue. Wir werden, 10 Jahre in die Zukunft gedacht, auch lernen müssen in verschiedenen Konstellationen und Partnerschaften zu arbeiten, dazu gehört auch, dass „Teammitglieder“ möglicherweise AI-Einheiten oder ähnliches sein können.

Welche Jobs werden wir in Zukunft benötigen, die heute noch keinen Namen haben?

Claudia Winkler: Eine der wichtigsten Funktionen werden Connectoren innehaben. Menschen, die in verschiedenen Bereichen Erfahrungen gesammelt haben. Ich denke, vor allem für junge Leute ist es wichtig mehrere Seiten und Ansätze nicht nur intellektuell zu verstehen, sondern tatsächliche Erfahrungswerte zu generieren und den ‘Stallgeruch’ von verschiedenen Branchen/Sektoren mitzubringen um glaubhafte Vermittlerrollen einnehmen zu können. Brückenfunktionen werden intern, Unternehmens- und Sektorenübergreifend in diversen Partnerschaften und Netzwerken eine zentrale Rolle spielen.

goood-mobile.at

About:

Claudia Winkler ist Co-Founder des Impact Incubators goood network und des nachhaltigen Mobilfunkers goood  mobile in Deutschland und Österreich. Das Social Business wurde mehrfach ausgezeichnet, u.a. als einer der “Most Impactful Global Social Innovators” am World CSR Day 2019. Als erfahrene Managerin mit einer Leidenschaft für Innovation co-kreiert sie im Rahmen von www.adjacent-possible.net Transformationen etablierter Unternehmen.