Dorothee Ritz, General Manager Microsoft Austria
Was sind aus Ihrer Sicht die größten Innovationen, die in den nächsten zehn Jahren auf uns zukommen?
Dorothee Ritz: Die Digitalisierung ist der Trend, den wir im Augenblick treiben werden. In der Wirtschaft wird sie die Industrialisierungswelle auslösen. Das ist eigentlich ein Wirtschaftswunder, was wir gerade erleben. Das betrifft einerseits die ganze Welt des Arbeitens, die sehr stark auf Kollaboration, Miteinander und Auflösung von Hierarchien gerichtet ist und das zweite Thema ist Data und wie damit umgegangen wird.
Data ist das neue Gold, da sage ich nichts Neues. Für uns bedeutet das, dass wir sehr stark Innovation im Bereich der Produktivität treiben werden. Also „Neue Welt des Arbeitens“, dass ich – im weitesten Sinne – über alle Ländergrenzen hinweg, vom Büro oder zuhause ganz schnelle Vernetzung und Information und über alle Hierarchien hinweg schaffe und sich letztendlich neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit eröffnen. In diesem Thema werden wir sehr viel Innovation sehen, wer weiß, über welche Enden und Gruppen wir in welcher Weise zusammenarbeiten werden. Das wichtigste ist ja nur, dass wir alle Informationen direkt dann vor Ort haben, damit umgehen können, damit neue Produkte erstellen und neue Angebote bekunden.
Das zweite Thema ist Industrie 4.0. Hier geht es einerseits um autonome Robotik in der Industrie. Das ist ein ganz spannendes Thema. Aber das Thema, das mich am meisten bewegt und wo sicherlich auch die größte Innovationskraft zu finden ist, egal ob in der Health Care, im Öffentlichen Bereich bei Smart City oder im Bereich Ambient Living, ist das Thema IoT (Internet of Things). Jeglicher Bereich der Sensorik, Datenanalyse, Datenanreicherung und Business Intelligence. Hier werden sehr viele neue Produkte und Services zu erwarten sein. Das können Applikationen sein, wie wir es im Augenblick in b2c sehen, unglaubliche Innovationen wie Runtastic beispielsweise, aber auch im Großkundenbereich, wo letzendlich soviel Intelligenz im gesamten Herstellungsprozess gesammelt werden kann, damit können wir viel besser servisieren. Wir können bessere Auslastung der Geräte herstellen und wir können am Ende des Tages sogar vorort mittels 3D-Printing Ersatzteile drucken. Ich denke der Trend der nächsten Jahre liegt im Bereich Internet of Things.
Welchen Stellenwert haben Artificial Intelligence und Machine Learning?
Dorothee Ritz: Das gehört ein Stückweit dazu. Wir fokussieren beispielsweise gerade auf Bots. Das sind sehr stark selbstlernende Maschinen, die immer besser unsere Prozesse unterstützen. Bots sind die neuen Apps. Das Potential ist riesig. Sie sind im Bereich der persönlichen Assistenz ebenso einsetzbar, wie in Call Centern oder auch in Bereichen der öffentlichen Hand, überall wo Leute sich nicht trauen sich mit schwierigen Fragen auseinanderzusetzen. Die Möglichkeiten viele Abläufe über ein selbstlernendes System zu optimieren sind enorm. Ich persönlich merke es z.B. bei Windows 10 auf meinem PC, er lernt Woche für Woche wirklich viele Dinge über mich selbst dazu und kann über die vielen Applikationen, die installiert sind, deren Zusammenspiel dann letztlich die Analytiksmöglichkeiten von Machine Learning dahinter nutzen, das ist enorm.
Was ist Ihre persönliche Vision für die nächsten zehn Jahre?
Dorothee Ritz: Ich denke es ist anmaßend zu glauben, man hätte irgendeine Vorstellung von dem wo wir in fünf bis zehn Jahren stehen.
Ich habe den großen Wunsch, dass wir dieses Potential, das in der Digitalisierung liegt, die Möglichkeiten für Humanität, für Gleichheit und Bildungschancen für Leuten, die heute noch keine Möglichkeit haben an Bildung und auch am Wachstum teilzunehmen, umsetzen können. Gerade hier in Österreich, sehe ich Chancen Rahmenbedingungen zu schaffen um auch ganz neue Berufsfelder, die entstehen werden zu unterstützen.
Welche Berufe wird es in Zukunft geben, die heute noch keinen Namen haben?
Dorothee Ritz: Wir werden 3D Druck Designer und Smart Cities Architekten haben, vielleicht gibt es sogar das Berufsbild des Roboter Therapeuten. Mein Wunsch ist, dass wir stark an den Rahmenbedingungen arbeiten und dass wir sehr verantwortungsvoll mit den Risiken und auch mit den humanitären Fragen die dahinter stehen umgehen.
About:
Dorothee Ritz studierte in München und London Rechtswissenschaften mit dem Schwerpunkt Online-Recht, schloss mit dem Doktortitel ab.
Vor ihrem Eintritt bei Microsoft Deutschland war Dorothee Ritz acht Jahre für Bertelsmann AG im Bereich Neue Medien in zahlreichen Ländern tätig. Sie gehörte dem Gründungsteam von AOL Europa an, bevor sie 1998 in die Geschäftsführung von AOL Australien in Sydney wechselte. Später übernahm Ritz für Bertelsmann in London die weltweite Umsetzung der strategischen Marketing-Allianzen mit AOL Time Warner, Telefonica, Terra Lycos Inc. und Lycos Europa. 2004 startete Ritz bei Microsoft und war acht Jahre als General Manager Consumer und Online in der Geschäftsleitung bei Microsoft Deutschland tätig. Seit Juni 2015 ist sie General Manager von Microsoft Austria. Dorothee Ritz ist verheiratet und Mutter zweier Kinder.