Mag.(FH) Christina Hubin, M.A., Head of Research and Development,
Upstream – next level mobility GmbH

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Der öffentliche Verkehr soll den Grundstein der Mobilität in der Stadt bieten, damit die Leute öffentlich oder mit öffentlichen verfügbaren Angeboten unterwegs sind und den eigenen PKW eigentlich nicht mehr brauchen. Upstream – next level mobility GmbH ist eine Mobilitäts Integrationsplattform, die alle Mobilitäts Angebote vernetzt und digital über Schnittstellen zur Verfügung stellt. ‘Wir arbeiten daran, dass das notwendige  Know-how für künftige Mobilität  in der öffentlichen Hand aufgebaut wird, um Mobilität als Daseinsvorsorge sicherzustellen und eine zwei Klassen Mobilität zu verhindern.’, sagt Mag.(FH) Christina Hubin, M.A., Head of Research and Development, Upstream – next level mobility GmbH.

Im Sinne des Taskfarm Konzepts wurde Christina Hubin von Helmut Blocher, Geschäftsführer Succus Gmbh, auf das Interview eingeladen. Sie spricht am 17. Oktober 2019 am Austrian Innovation Forum.

Upstreamnext level mobility GmbH entstand aus einem Forschungsprojekt.

Christina Hubin: Upstream wurde aus einem Forschungsprojekt, das die kombinierte Nutzung öffentlicher, kollektiver und individueller Mobilitätsangebote als Alternative zum eigenen Auto untersuchte, gegründet. Das Ziel war die wachsenden alternativen Angebote, den Kunden so unkompliziert wie möglich, in einer App, darzustellen. Heute beschäftigen wir uns auch mit der Sicherstellung des Ausbaus und der Verwaltung eigener digitaler Infrastrukturen und der Erweiterung der digitalen Services für vernetzten urbanen Verkehr. Jedes Auto wird nur zu 5 Prozent genutzt, 95 Prozent der Zeit sind die Autos nicht ausgelastet. Die Idee ist, dass der öffentliche Verkehr den Grundstein der Mobilität in der Stadt bietet, damit die Leute unkompliziert öffentlich oder mit öffentlichen verfügbaren Angeboten unterwegs sein können und den eigenen PKW eigentlich nicht mehr brauchen.

Entwickelt ihr auch neue Produkte?

Christina Hubin: In Wien hat man neben den Wiener Linien auch viele andere Möglichkeiten, durch die Stadt zu kommen. Ich arbeite im Bereich Research und Development. Wir analysieren neue Technologien und Services, die für die zukünftige Mobilität relevant sind, und probieren sie prototypisch aus. Eines unserer derzeitigen Projekt heißt dynamisches Mobilitätsmanagement. Man will nicht nur Mobilitätsangebote vernetzen und zur Verfügung stellen, sondern auch das Angebot optimieren bzw. dort Angebote schaffen, wo auch Nachfrage entsteht. Für diese Prognose braucht man einen Überblick der gesamten Mobilität in einer Stadt. Hierzu stellen wir die Nutzerdaten (Wohin bewegt sich der Nutzer wie durch die Stadt? Wo ist heute die größte Nachfrage oder wo gibt es überhaupt Bedarf an Mobilität in der Stadt?) zu Fahrzeugdaten (Wo befinden sich die Fahrzeuge? Wie sind sie ausgelastet? In welchem Gebiet wird Carsharing zum Beispiel genutzt?), den Infrastruktur Auslastungsdaten (wann ist eine Straße voll? wann entsteht ein Stau?) mit externen Daten wie Wetter, Events, Baustellen, usw in Relation. Die Auswertung dieser Datenbasis gibt einen Überblick über die Mobilität der Stadt und die Möglichkeit Engpässe im Vorfeld zu prognostizieren.
Wir arbeiten daran, dass das notwendige  Know-how für künftige Mobilität  in der öffentlichen Hand aufgebaut wird, um Mobilität als Daseinsvorsorge sicherzustellen, denn wenn sich private Unternehmen darum kümmern, steht immer ein Business Case dahinter. Das bedeutet, die bessere Mobilität, die bessere Route und das bessere Fahrzeug würden finanziell besser gestellten Personen zugänglich, da sie mehr bezahlen können. Dadurch kann sich schnell eine zwei Klassen Mobilität entwickeln. Das gilt es zu vermeiden. 

Wir bleiben als Stadt unabhängig, da wir den Überblick über die Mobilität haben. Wir können durch diverse Datenquellen und durch Simulationen planen und daraus Maßnahmen erstellen und diese wieder durch unsere Datenquellen evaluieren.

Wie wird die Entwicklung in den nächsten 10 Jahren fortschreiten?

Christina Hubin: Ich glaube, der Mobilitätsüberblick und die Vernetzung der Angebote wird auch in zehn Jahren Thema sein. Aufgrund der Klimaziele und CO2-Einsparungen hat sich möglicherweise die Antriebstechnologie geändert. Autonomes Fahren wird mit Sicherheit ein Thema, ob das schon in 10 Jahren sein wird, weiß ich nicht.
Zu der Frage wer die Fahrzeuge steuert, gibt es mehrere Szenarien von Verkehrsexperten. Viele glauben, dass die autonomen Fahrzeuge auf der Straße einfach den privaten PKW mit einer anderen Antriebstechnologie austauschen. Dann gibt es die Variante der Mischform, so wie heute. Mehrere Angebote nebeneinander, Sharing Systeme und private Fahrzeuge, die nicht wirklich kompatibel miteinander sind und die unterschiedliche Services und unterschiedliche Zugänge für den User bieten.
Das optimale Szenario ist die gesamte Vernetzung, die es dem Nutzer ermöglicht in einer Anwendung (z. B. APP) jederzeit das beste Angebot in einem individuell gestalteten Mobilität Service zu nutzen jedoch mit der Prämisse die gesamte Mobilität einer Stadt zu optimieren, sprich optimal zu verteilen. Gerade im Bereich der Digitalisierung muss man an alle Altersgruppen denken und die Bedürfnisse von Kindern und von älteren Personen berücksichtigen.

Welche Jobs brauchen wir in Zukunft, die heute noch keinen Namen haben?

Christina Hubin: Es gibt einige Jobs in unserem Bereich, die auch für die breite Masse immer bekannter werden, wie Data Scientist und Data Analyst. Ich denke, dass sich einige Jobs inhaltlich ändern werden. Im dynamischen Mobilitätsmanagement brauchen wir Mathematiker und Logiker. Derzeit ist das Mathematikstudium eher auf das Finanz und Versicherungswesen ausgerichtet. In Zukunft ist man vielleicht Mathematiker aber in Kombination mit Data Science. Software Entwickler brauchen eine gute Ausbildung für Analytics.
Ich kann mir vorstellen, dass es Mobilitätsbegleiter oder Mobilitätsberater für Betriebe oder Unternehmen gibt, die dementsprechende Mobilitätservices oder Lösungen konzipieren.

upstream-mobility.at

About:
Mag. (FH) Christina Hubin, M.A. absolvierte 2009 das berufsbegleitete Masterstudium “Wirtschaft und Recht der öffentlichen Verwaltung”, sowie 2005 das Magisterstudium “Marketing und Management” an der FH Wr. Neustadt. 2006 begonnen als Controllerin bei der Wiener Linien GmbH & Co KG, stieg sie 2014 bei der Neuen Urbane Mobilitäts GmbH als Innovations- und Partnermanagerin ein. Seit 2017 leitet sie den Bereich Research & Development bei Upstream-next level mobility GmbH.