Johannes Wesemann/
General Manager der UBER Austria GmbH
TF: Was ist Uber?
Uber ist eine kostengünstige Form, sich in einer Stadt von A nach B zu bewegen. Der Benutzer kann nach seiner Registrierung ein Fahrzeug per App an einen gewünschten Standort bestellen. Dabei sieht er u.a. die aktuelle Position des Fahrzeugs, das Profil des Fahrers, sowie dessen Bewertung. Die Bezahlung wird über die in der App hinterlegten Kreditkarten automatisch abgewickelt, in den Fahrtkosten ist bereits ein entsprechendes Trinkgeld inkludiert.
Unsere Partner sind unabhängige Dienstleistungsanbieter, d.h. Mietwagenunternehmen, die so ihre Stehzeiten reduzieren können. Alle Partner werden vorab überprüft, ob sie die Voraussetzungen mitbringen, Partner von Uber zu werden. Wir bieten mit UberBLACK einen Limousinendienst und seit Ende August 14 auch eine kostengünstigere Variante, uberX, an.
TF: Wird wird sich das Transportwesen im Nahverkehr in den nächsten 10 Jahren ändern?
Absolut, nehmen wir Wien als Beispiel. Der Stadtentwicklungsplan STEP 2025 hat u.a. das Ziel, den Individualverkehr massiv zu reduzieren. Das bedeutet, dass Maßnahmen entwickelt werden müssen, um den privaten Fahrer davon zu überzeugen, sein Privatauto nicht für den täglichen Verkehr einzusetzen, sondern eines der möglichen Mobiltätsangebote in Anspruch zu nehmen, wie z.B. öffentliche Verkehrsmittel, Car2go, das Fahrrad und eben auch Uber. Das gelingt nur, wenn es gelingt, Fahrgewohnheiten zu verändern. In diesem Zusammenhang wird man sicherlich eines Tages darüber nachdenken, die Citymaut auch in Wien einzuführen. Das setzt den politischen Willen voraus. Hier ist die Politik gefragt. Grundsätzlich denke ich, dass der Privatwagen im Eigentum mittelfristig keine grosse Relevanz im urbanen Raum mehr haben wird. Das ist ein Grund, warum Uber oder auch andere Anbieter hier an Bedeutung gewinnen.
TF: Was sind vor diesem Hintergrund die grössten Chancen, die sich uns bieten?
Im urbanen Raum stehen wir vor großen Herausforderungen, einerseits das enorme Bevölkerungswachstum zu bewältigen, andererseits die ökologischen Notwendigkeiten zu berücksichtigen. Verschiedenste Konzepte im Bereich der Personenbeförderung sind in Planung oder bereits in Umsetzung. Ein interessantes Thema ist auch das Transportverhalten im ländlichen Raum, wo die Nachfrage in der Regel auf unzureichendes, öffentliches Verkehrsangebot trifft . Da kann zum Beispiel ein Peer-to-peer Carsharing-Modell ein charmantes Angebot sein, um solche Defizite zu lösen. Bei Uber sprechen wir hier von unserem Produkt “UberPop”. Hier chauffieren private Personen Fahrgäste mit ihren Privatautos und bieten sich als ressourcensparende und günstige Transportvariante an. Auch hier ist der Gesetzgeber gefragt, entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen, um solche Konzepte möglich zu machen.
TF: Was sind die grössten Herausforderungen?
Eine der grössten Herausforderung wird es sein, das Nutzungsverhalten von Autofahrern, das guilt speziell für die ältere Generation, zu verändern. Einer grossen Herausforderung sieht sich der Gesetzgeber selbst gegenüber, der mit dem technologischen Fortschritt nicht Schritt halten konnte. Teilweise agiert die Personenbeförderungsindustrie auf Basis von Gesetzen & Verordnungen, die 20 Jahre oder älter sind. Diese Unschärfen beinhalten ein hohes Konfliktpotential.
TF: Uber ist in Österreich derzeit in Wien aktiv, was sind Eure nächsten Ausbauschritte?
Wir haben Anfragen aus den verschiedensten Landeshauptstädten bekommen, hier vornehmlich sind Graz und Salzburg zu erwähnen. Graz aufgrund des jungen Publikums und seiner Affinität für Technologie, Salzburg natürlich auch aufgrund des Tourismus und der Festspiele. Solche Voraussetzungen sind ideal, um Uber als eine Option, sich in einer Stadt zu bewegen, in einem Markt einzuführen.
TF: Welche neuen Berufsbilder können entstehen?
Neue Technologien und Innovationen definieren auch den Begriff des Eigentums neu. Es geht darum, Zugang zu bekommen; es wird in einigen Jahren nicht nur mehr darum gehen, etwas zu besetzen. Das etwas verbrauchte Schlagwort der “Sharing-Ecomomy” hat im Kern ein interessantes Konzept anzubieten. Es ermöglicht einer sehr grossen Gruppe von Personen, neue Chancen, neue Jobs auszuüben. Vor dem Hintergrund der steigenden Arbeitslosigkeit sind das interessante Möglichkeiten, sich neu zu orientieren.
Die Hürden liegen weniger in einem limitierten Angebot von Chancen, sondern mehr darin, dass gesetzliche Rahmenbedingungen teilweise unzureichend den technologischen Möglichkeiten angepasst wurden. Aber auch das wird kommen.
Die sicherlich größte Herausforderung für jeden einzelnen in diesem Zusammenhang liegt in der Geschwindigkeit, wie sich seit Jahrzehnten gelernte Rahmenbedingungen verändern. Neue Berufsbilder entstehen, etablierte verändern sich. Es ist die Konstanz, die hier fehlt und das kann auch als Belastung empfunden werden. Nehmen wir das Thema Qualität als Beispiel. Bedingt durch die heutigen Technologien hat sich das “unmittelbare Bewertungssystem” etabliert, wo Leistung & Produkt von Käufer/Verkäufer bewertet werden. Dadurch kann die Qualität verbessert werden, aber zu einem gnadenlosen Preis, d.h. wenig Raum für Toleranzen. Der Vorteil ist eindeutig, der daraus Resultierende Druck auf Anbieter & Produzenten aber ebenso.
Uber schafft weltweit pro Monat 20.000 neue Jobs, weil immer mehr Personen den Beruf des Fahrers ergreifen. Aus Fahrern werden Unternehmer, d.h. sie kaufen sich mehrere Autos, und bieten wiederum neue Arbeitsplätze. Am Ende geht es darum, dass Uber als Vermittlungsplattform ihre Technologie dahingehend einsetzt, dass Nachfrage und Angebot in direkten Kontakt treten. Weltweit. Das eröffnet spannende Möglichkeiten.
TF: Was ist Deine Vision?
Ich möchte Uber als Treiber für Transparenz & Qualität positionieren, in einem Markt, der sich bis dato nicht durch Innovation & Effizienz ausgezeichnet hat. Letzteres ist kein Wiener Phänomen. Das sehen wir in fast allen Städten. Weltweit.